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AMS-Vorstand Johannes Kopf: „Als Arbeitgeber müssen Sie heute um Arbeitskräfte tanzen!“

15.11.2022 | Kunde: Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein | Ressort: Wien / Österreich / Wirtschaft / Karriere | Nachbericht

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Mehr Gehalt, mehr Freizeit, mehr Work-Life-Balance trotz Krisenzeiten – am Arbeitsmarkt findet gerade ein Kräftemessen zwischen den Unternehmern und ihren Mitarbeitern statt. Wie Unternehmen auf einem Arbeitnehmermarkt um Mitarbeiter buhlen diskutierten bei der Top Speakers Lounge der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein PwC Österreich-Partnerin und Vorstandsmitglied Agatha Kalandra, Zürich-Vorstandsvorsitzende Andrea Stürmer und DPD Schweiz-Personalchef Patrik Haslebacher. Die Keynote-Speech hielt AMS-Vorstand Johannes Kopf. 

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Wien, 15. November 2022. Einer von fünf Beschäftigten hält es für wahrscheinlich, in den nächsten zwölf Monaten den Arbeitsplatz zu wechseln, lautet das Kernergebnis der „Global Workforce Hopes and Fears“ Studie von PwC unter 52.000 Arbeitnehmern in 44 Ländern. Das bedeutet: Für Unternehmer wird es immer mehr zum Kunststück, Arbeitskräfte zu finden und zu halten. Steigende Produktionskosten, Lieferkettenproblematiken und Zinswende verschärfen die Situation zusätzlich. Die Studie zeigt zudem auf, dass 35 % planen, ihren Arbeitgeber in den nächsten zwölf Monaten um eine Gehaltserhöhung zu bitten. Sind solche Forderungen gerade in Krisenzeiten noch angemessen? Darüber wurde bei der Top Speakers Lounge der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein unter Moderatorin Claudia Schanza bei PwC Österreich im DC Tower diskutiert.

Kopf: „Keine Kurzarbeit wegen hoher Energiekosten“

Johannes Kopf, AMS-Vorstand: „Nach Corona gab es eine Erholung, die niemand erwartet hat. Das Wirtschaftswachstum war über Monate zweistellig. Heute haben wir 37.000 weniger Arbeitslose als vor Corona“. Entsprechend hoch sieht Kopf die Auswahlmöglichkeit für qualifizierte Bewerber. „Früher reichten ein 3er-BMW und ein Laptop. Das zählt heute wenig. Als Arbeitgeber müssen Sie heute um Arbeitskräfte tanzen und Ihre Arbeitgeberattraktivität steigern. Das beginnt beim Inserat. Ein ,Wir sind ein gutes Team` reicht nicht. Es gibt Tourismusbetriebe, die bieten Kinderbetreuung für Gäste, aber nicht für die Mitarbeiter an. Oder Schichtbetrieb. Auch das kann man in Teilzeit regeln, wie z.B. die Voestalpine.“ Dass es aufgrund der aktuellen Krise wieder zu einem Comeback der Kurzarbeit kommen könnte, sieht Kopf nicht. „Hohe Energiepreise sind kein Grund für Kurzarbeit, weil Kurzarbeit für die Überbrückung kurzfristiger Herausforderungen gedacht ist. Die Energie wird aber teuer bleiben, selbst wenn sich die Wirtschaftslage wieder beruhigt, wenn auch auf einem etwas geringeren Niveau.“

200 Teilzeitmodelle bei PwC

Der Wunsch vieler Beschäftigten nach mehr Flexibilität ist auch für Agatha Kalandra, Partnerin und Markets Leaderin von PwC Österreich, von entscheidender Bedeutung. „Bei PwC haben wir 200 Teilzeitmodelle, um alle Bedürfnisse abdecken zu können. Das Thema Nachhaltigkeit fällt in vielen Bewerbungsgesprächen. Hier geht es nicht nur um Ökologie, sondern auch um mehr Diversität. Wenn wir alle Frauen besser unterstützten und Flexibilität lebten, hätten wir viel weniger Probleme am Arbeitsmarkt. Dieses Mindset am Markt muss gebrochen und vorgelebt werden. Bei mir im Führungsteam sind mittlerweile drei Männer in Teilzeit.“

Auf vertauschte Rollen bei der Suche nach neuen Mitarbeitern setzt Andrea Stürmer, Vorstandsvorsitzende der Zürich Versicherungs AG Österreich. „HR ist eine essenzielle Funktion, die sich gewandelt hat. Heute macht uns HR bewusst, wie wir im Unternehmen Vielfalt schaffen. Wir bewerben uns bei unseren Bewerbern. So hatten wir z.B. eine Veranstaltung in einem Büro abgehalten. Nach der Führung waren sie plötzlich nicht mehr so interessiert. Mittlerweile haben wir ein modernes Bürogebäude. Plötzlich hatten wir keine Probleme mehr bei der Suche nach neuen IT-Leuten“, so Stürmer. Ein weiter Punkt für Stürmer ist die „Durchlässigkeit des Unternehmens“, wie sie es nennt. „Wir müssen flexible Karrieremodelle anbieten. Weg vom Silodenken, wo man über Jahre von Stufe zu Stufe aufsteigt. Heute wollen Mitarbeiter das ganze Unternehmen verstehen. Unternehmen brauchen durchlässige Strukturen.“

Einen ähnlichen Ansatz verfolgt auch Patrik Haslebacher, Head HR DPD Schweiz AG. „Bei uns kann man eine Reise durch das ganze Unternehmen antreten. Wer sich via WhatsApp bewirbt, kann das zwanglos machen. Ja man kann sich sogar mit einem Video bewerben. Möglichst niederschwellig und zwanglos. Dazu kommt, wir lassen die Leute so viel im Homeoffice arbeiten, wie sie möchten. Außerdem ist eine 4 Tagewoche für Leute angedacht, die ausliefern und so ein verlängertes Wochenende erhalten könnten.“

Bei aller Begeisterung für das Arbeiten von zu Hause oder in Teilzeit wird oft übersehen, dass 60 Prozent der Menschen noch nie in diesen Genuss gekommen sind. „Homeoffice ist gekommen, um zu bleiben. Deswegen finden sich immer weniger für die Wursttheke. Aber auch hier wird es eine Gegenbewegung geben, ist Kopf überzeugt. „Das ist ein Markt, der reguliert sich. Wenn die Wurstverkäuferin lieber ins Büro geht, dann müssen sich auch die Konsumenten umstellen und die Wurst vielleicht per DPD liefern lassen oder die Verkäuferin wird besser bezahlt.“

Zur Veranstaltung kamen auf Einladung von Urs Weber, Generalsekretär der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein, u.a. Rudolf Krickl, Gerald Dipplinger und Anna-Maria Oberpriller (PwC Österreich), Magdalena Ehrlenbach (Procter & Gamble), Felicitas Gartmann (Switzerland Global Enterprise), Alexander Granat (Granat Executive Search e.U.), Gesandte Barbara Schedler Fischer (Schweizerische Botschaft), Manfred Gutternigg (Hilti Austria), Thorsten Heiling (Vitra), Nikolaus Kawka (Zühlke Engineering Austria), Julia Klein (Industriellenvereinigung), Botschafterin Maria-Pia Kothbauer (Botschaft des Fürstentums Liechtenstein), Georg Krenkel (Helvetia Schweizerische Versicherungsgesellschaft AG), Peter Laggner (Trimetis AG), Martina Lettl (Funk International Austria), Rechtsanwalt Michael Pérez, Alexander Riklin (ALCAR HOLDING), Investor Rudi Semrad, Günther Tengel (Tengel Leadership Advisory)

Über die Top Speakers Lounge:

Die Plattform „Top Speakers Lounge“ ist eine Veranstaltungsreihe der Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein (HKSÖL), unterstützt von PwC Österreich, SGE (Switzerland Global Enterprise) und Schweizer Botschaft. Thematisiert werden aktuelle Entwicklungen in Wirtschaft und Politik. Zu den bisherigen Keynote Speakern zählen u.a. Roland Hunziker vom World Business Council for sustainable Development (WBCSD), Karl Pall (Digitalisierungsexperte, Gründer Google Österreich), Medienmanager Rudi Klausnitzer, Benedikt Weibel (CEO Westbahn AG), Marie-Gabrielle Ineichen-Fleisch (Staatssekretärin SECO der Eidgenossenschaft), Andreas Matthä (Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Holding AG), Dr. Johannes Schweifer (Co-Founder Bitcoin Suisse AG), Peter Spuhler (Executive Chairman und Group CEO a.i. von Stadler Rail AG).

Über die Handelskammer Schweiz-Österreich-Liechtenstein (HKSÖL)

Die HKSÖL versteht sich als umfassendes Netzwerk von Unternehmen und Verbänden, das die drei Länder Schweiz, Österreich und Liechtenstein verbindet. Die – rein privatwirtschaftlich finanzierte - Kammer unterstützt ihre Mitglieder in Wirtschaftsbelangen aller Art und fungiert als Interessensvertretung gegenüber Behörden und Politik.

www.hk-schweiz.at

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