„Scheitern ist die Schlüsselkompetenz des 21. Jahrhunderts“

In „Ein Irrer schreitet die Parade ab (Ibera Verlag)“ erklärt Buchautor Gerhard Scheucher die hohe Kunst des Scheiterns. Bei einer Diskussion im Palais Eschenbach erläuterten Ex-Radfahrer Bernhard Kohl, Kabarettist Günther Paal, Sport-Manager Hubert Neuper und Vienna International Hotels-Vorstandsmitglied Isabella Hren, wie sie genau durch solche berufliche Tiefschläge wieder auf die Erfolgspur fanden.

Honorarfreie Fotos (Credit ROBIN CONSULT/Lepsi) unter FOTOLINK

Wien, 10.12. 2013. Dopingskandale, Depressionen, Existenzängste, Burnouts – die Liste jener Probleme,  mit denen Bernhard Kohl, Günther Paal, Hubert Neuper, Isabella Hren in ihrem Leben zu kämpfen hatten, ist lang. Und trotzdem sind sie heute äußerst erfolgreich.  Bernhard Kohl besitzt das größten Radsportfachgeschäfte Europas, Hubert Neuper ist begehrter Referent und organisiert das Skifliegen am Kulm,  Günther Paal eine Fixgröße im heimischen Kabarett und Isabella Hren steht an der Spitze einer international erfolgreichen Hotelkette. Reiner Zufall? „Keineswegs“, wie der Strategieberater und Buchautor Gerhard Scheucher meint. „Die Chancen, schnell rasch und höchst effizient zu scheitern, standen noch nie so gut wie heute. Der Umgang mit Scheitern wird zu einer Schlüsselqualifikation für das 21. Jahrhundert. Das belegen auch die Biografien großer Persönlichkeiten. Sie alle sind Menschen, die an eine Sache geglaubt haben und einmal öfter aufgestanden sind als andere, um irgendwann ihr großes Ziel zu erreichen. Einmaliges Versagen muss nicht das Ende bedeuten. Geduld, Ausdauer und auch das Quäntchen Glück sind wichtige Faktoren, um ein Ziel zu erreichen.“  

Scheitern als Karrieremotor

Ausdauer und der Rückhalt durch die Familie ist es auch, was den gefallenen Helden der Nation, Doping-Sünder Bernhard Kohl, antreibt: „Ich habe reinen Tisch gemacht. Nach meinem Outing habe ich gemerkt, dass die Menschen mir anders begegnen. Zuerst war ich der Hero der Nation, dann kam der tiefe Fall. Wenn man Erfolg hat, dann hat man viele Personen, die mit einem aufs Foto wollen. In der Krise ist man dann plötzlich alleine. Da bleiben nur die Familie und ein oder zwei Freunde. Im Nachhinein betrachtet habe ich aber durch das Scheitern viel im Leben erreicht“, so Kohl. Was der Ex-Radprofi und Eigentümer eines Radgeschäftes mit 26 Angestellten heute anders machen würde? „Wenn man in der Öffentlichkeit steht, ist es schlecht, nicht die ganze Wahrheit zu erzählen. Man muss ehrlich bleiben und sich selbst aus der Krise heraus führen.“

Kein Selbstmitleid

Unehrlichkeiten wurde auch Hubert Neuper in den Medien nachgesagt. „Mir wurde von einer Zeitung unterstellt, Millionen unterschlagen zu haben. Auch wenn die Zeitung nachher verurteilt wurde, so bin ich doch daran zerbrochen“, so Neuper. Die Folge: Depressionen und Selbstbetrug. „Ich hatte immer diese Einstellung: was dich nicht umbringt, das macht dich härter. Das hat mich fast zerstört. Dabei ist das Scheitern für mich der Steigbügelhalter des Lebens. Man darf nur nicht zu lange in Selbstmitleid baden. Da hilft auch kein Lob von außen. Die Anerkennung von anderen Menschen ist zwar gut fürs Ego, letztendlich aber bedeutungslos.“

Keine Scheiterkultur

Wenig Erfahrung im Scheitern, dafür aber mit Gescheiterten hat Isabella Hren. „Bei mir haben sich oft Schulabbrecher beworben. Ich habe dann manchmal welche nach dem Bauchgefühl eingestellt. Einer davon war in unseren Betrieben extrem erfolgreich und brachte es zu Manager. Nach normalen Kriterien wären dieser Kandidat ausgemustert worden. Dabei wäre in jeder Firma ein konstruktiver Umgang mit Fehlern wünschenswert“, so die Hotelmanagerin.

Und was sagt jemand wie Günther „Gunkl“ Paal, der überhaupt noch nie gescheitert ist, zu dem Thema? „Die geistige Heimat des Österreichers ist das Ungefähre. Man planiert die Soll/Ist-Differenz. Ein Scheitern gibt’s in Österreich nicht. Höchstens Erfahrungen. Und Erfahrungen sind das, was man sich durch Beobachtungen hätte ersparen können….“

 

Über Gerhard Scheucher

Schon im deutschen „Spiegel“ forderte Scheucher (47) eine „Kultur der zweiten Chance“ und landete mit seinem ersten Buch „Die Kraft des Scheiterns“ einen international beachteten Erfolg. Sein neues Werk „Ein Irrer schreitet die Parade ab“ (Ibera Verlag) widmet sich nun der Angst des persönlichen Scheiterns. Jeder kennt die Situation: Man hat eine große Idee, aber verwirklicht diese nie. Am Ende bleiben oft nur Ausreden. „Das Buch versteht sich daher als wahre Mut-Injektion für klare Standpunkte, einen geradlinigen Kurs und vor allem dafür, das Scheitern als Weg zum Ziel anzuerkennen“, so Scheucher.

Gerhard Scheucher: „Ein Irrer schreitet die Parade ab Zur Kunst des Scheiterns“

230 Seiten;13,5 x 21 cm; Gebunden mit Schutzumschlag

Ibera Verlag ISBN 978-3-85052-324-0

Preis:  18,00 Euro

http://gerhardscheucher.com/

, 2013-12-10